Abstract: Für die Zuweisung einer operativen Führungsverantwortung an das Militär im Falle eines Cyberkonfliktes ist ein klares Verständnis vom Phänomen des Cyberwar erforderlich. Dazu dienen neben der Intensität – also der Ausdehnung des Konfliktes – die Intention – das zu Grunde liegenden Motiv – und vor allem die Souveränität. Abhängig vom Grad der Souveränitätsrelevanz der angegriffenen Infrastrukturen beziehungsweise Systeme ist nicht nur die Identifikation des Phänomens Cyberwar möglich, sondern auch die Zuordnung der Führungsverantwortung ableitbar. Dabei ist der Souveränitätsbegriff im Cyberspace nicht mehr territorial, sondern systemisch und funktional – innere und äußere Souveränität verschwimmen zusehends – zu fassen. Der Grad der Souveränitätsrelevanz resultiert daher aus einer Kategorisierung der souveränitätsrelevanten Systeme eines Gemeinwesens und liefert so die Grundlage für die Zuordnung der Führungsverantwortung.
Abstract (English): In order to assign operational command responsibility to the military in the case of a cyber conflict, it is necessary to have a clear understanding of the phenomenon of cyberwar as well as to recognise it. In addition to the intensity – the extent of the conflict – the intention – the underlying motive – and above all, the sovereignty serve this purpose. Depending on the degree of relevance of sovereignty belonging to the attacked infrastructures or systems, it is not only possible to identify the phenomenon of cyberwar but also to derive the allocation of command responsibility. In cyberspace, the concept of sovereignty is no longer territorial but systemic and functional – inside and outside are becoming increasingly blurred. The degree of relevance of sovereignty results from a categorisation of the sovereignty-relevant systems of a community and thus provides the basis for the allocation of leadership responsibility.
Bottom-line-up-front: Die Souveränität beziehungsweise die Souveränitätsrelevanz ist einentscheidender Faktor zur Festlegung der Führungsverantwortung im Cyberspace. Dabei ist das territoriale Konzept der staatlichen Souveränität im Zeitalter der Digitalisierung in eine systemische Betrachtung überzuführen.
Problemdarstellung: Welche Rolle spielt die Souveränität bei der Zuordnung der Führungsverantwortung an das Militär bei Angriffen im und aus dem Cyberspace?
So what?: Der klassische Souveränitätsbegriff ist stark territorial geprägt und hinsichtlich dieser Prägung im Zeitalter der Digitalisierung zu hinterfragen. Wie weit reicht hier die staatliche Souveränität, wenn ein Großteil der kritischen Cyber-Infrastruktur eines Staates nicht unter staatlicher Kontrolle steht beziehungsweise sich nicht auf dem eigenen Territorium befindet und zunehmend nichtstaatliche Akteure über souveränitätsgefährdende Werkzeuge verfügen? Zudem ist der Cyberspace ein nur bedingt territorial fassbarer Handlungsraum des Menschen. Das systemische Verständnis von Souveränität und die Definition der Souveränitätsrelevanz stellen Möglichkeiten dar, Verantwortungen zwischen den verschiedenen Akteuren klar anzusprechen.
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